Inhaltsverzeichnis:
- Was ist Alginat
- Der Rohstoff aus dem Meer
- Alginat in der Kosmetik
- Alginat in der Medizin
- Alginat in der Kunst
- Alginat in der Küche
- Alginat als Abformmasse
- Alginat im Vergleich
- Alginatabformungen
- Von der Abformung zur Skulptur
- Gießmassen
- Vorbereitung der Abformung
- Die Entformung
- Die Bearbeitung des fertigen Gießlings
- Abformung Schritt für Schritt
- Abformung von Reliefs
- Abformung von Gegenständen
- Körperabformungen
- Handabformungen
- Fußabformungen
- Gesichtsabformungen
- Kopfabformungen
- Torsoabformungen
- Genitalabformungen
- Wohin mit den Resten?
Gießmassen
Keramische Gießmassen
Gips
Gebrannter Gips ist eines der ältesten Bindemittel, das schon seit der Antike verwendet wird. Es wurde und wird zum Abbinden von Mörtel verwendet, seit jeher kam aber auch die Verwendung für die Anfertigung von Kunstgegenständen zum Einsatz. Heutiger Gips entsteht oft als Abfallprodukt bei der Citronensäure-Herstellung. In der Fachwelt werden verschiedene Gipsarten unterschieden, auch die Einsatzgebiete variieren:
Baugips
Dieser Gips minderer Qualität ist grau und körnig und wird heute kaum mehr verwendet. Man kann ihn als Zusatz für einfache Putzarbeiten einsetzen, zum Beispiel zum Einkleben von Rohren oder Leitungen.
Stuckgips
Dieser weiße Gips hat eine weigehend feine Körnung und wird heute vor allem im Baubereich eingesetzt. Prinzipiell ist er auch als Abgussmasse einsetzbar, kann allerdings aufgrund seiner raueren Körnung feine Details nicht nachbilden.
Hartgips
Doppelt gebrannt und mit Alaun abgelöscht ist dieser Gips aus gesprochen hochwertig. Er ist auch als Marmorgips bekannt. Hartgips ist in zwei Härtegraden erhältlich. Aufgrund seiner hohen Festigkeit und der kurzen Abbindereaktionszeit kann er auch für dünnschalige Abgüsse verwendet werden und das selbst bei großen Formen. Durch die feine und gleichmäßige Vermahlung werden Details sehr genau nachgebildet. Hartgips kann auch im Außenbereich eingesetzt werden. Die Oberfläche ist versiegelt, so dass kein Wasser in das Objekt eindringen kann, das bei Minustemperaturen auffrieren und das Objekt, bzw. Teile davon, aufsprengen könnte.
Alabastergips
Dieser Gips zeichnet sich im Gegensatz zum „normalen“ Gips durch eine besondere Reinheit aus. Alabastergips ist eine Mischung aus Hartgips und vermahlenem Alabastergestein, das zum Beispiel im Harzgebirge oder in den Vogesen abgebaut wird. Das Material ist sehr fein vermahlen und deshalb ideal geeignet, um Reliefs, Körperdetails und andere feine Strukturen nachzubilden.
Alabastergips hat nach dem Aushärten eine versiegelte Oberfläche mit geschlossenen Poren, die an Marmor oder sogar Porzellan erinnert. Die Bearbeitung der Oberfläche ist nur direkt nach dem Abbinden möglich, wenn der Gips noch warm ist. Weiterhin ist der Weißgehalt sehr hoch. Skulpturen aus Alabastergips können sind nur im Innenbereich einsetzbar.
Modelliergips
Modelliergips ist ein Gips, der auch nach dem Aushärten noch weiterbearbeitet werden kann. Man erkennt ihn an der kreidigen Oberfläche mit offenen Poren. Im Handel werden die Begrifflichkeiten für Alabaster- und Modelliergips häufig vermischt.
Saufgips
Hierbei handelt es sich nicht um eine Gipsart, sondern um eine Einsatzmöglichkeit. Gips wird in wenig Wasser eingestreut. Hat der Gips das Wasser aufgesogen, kann man ihn in kleinen Mengen sehr gut verarbeiten und zum Beispiel für das Ausbessern von Gipsskulpturen verwenden. Das Objekt, das ausgebessert werden soll, muss allerdings gut durchnässt werden, damit sich der Saufgips verbindet und nicht nach dem Trocknen wieder von der Reparaturstelle abfällt.
Reliefgießmassen
Diese Gießmassen sind im Handel unter verschiedenen Bezeichnungen und mit verschiedenen Inhaltsanteilen erhältlich. Grundsätzlich bestehen die Gießmassen aus Naturgips, der synthetisch aufbereitet wurde. Kennzeichnend für alle Reliefgießmassen sind die leichte Verarbeitbarkeit und die große Härte. Durch die feine Vermahlung der Stoffe entsteht eine hohe Genauigkeit beim Abguss.
Die Vorgehensweise beim Gießen und Bearbeiten entsprechen denen von Gips, lediglich das Mischungsverhältnis und die Abbindezeit variieren. Gießmassen, denen Phosphate zugesetzt sind, nehmen nach dem Aushärten keine Feuchtigkeit mehr auf. Sie sind deshalb ebenso wie Alabastergips besonders gut für den Außenbereich geeignet.
Die richtige Mischung
Mischt man den Gips entsprechend fest an, kann er sogar als Modelliermasse verwendet werden. Für die Verwendung als Gießmasse mischt man ihn im Verhältnis 2:1 mit Wasser an und hat dann für die Verarbeitung etwa 10 bis 15 Minuten Zeit, die genaue Abbindezeit ist vom Hersteller abhängig und auf der Verpackung vermerkt. Ist die Gießmasse abgebunden, dann entspricht das Volumen in etwa dem doppelten der verwendeten Wassermenge.
Für Reliefformen, die zum Beispiel aus Reliefabformungen oder Teilabformungen des Torsos (Brust, Bauch, Geschlechtsteile, Po) entstehen, ist es besser, man streicht die Abformung aus Alginat schichtweise mit der Gießmasse aus. Das spart Material und sichert zusätzlich, dass sich der flüssige Gips exakt auch in kleinste Vertiefungen der Abformung schmiegt. Arbeiten Sie auf diese Art und Weise, ist es zwingend notwendig, dass die Schichten nass in nass aufgebracht werden. In der vorletzten Schicht kann als zusätzliche Verstärkung noch eine Lage Gewebestreifen eingelegt werden. Diese Verstärkungslage wird mit einem Pinsel vorsichtig eingearbeitet, die Abschlusslage überdeckt die Armierung.
Beim Anrühren von Gips ist zu beachten, dass immer der Gips ins Wasser gegeben wird und nicht umgekehrt. So vermeidet man Klümpchenbildung. Lassen Sie den Gips im Wasser absinken und ca. 30 Sekunden bis eine Minute einsumpfen. Das gilt im Übrigen auch für andere Gießmassen auf Gipsbasis wie zum Beispiel Reliefgießmassen.
Rühren sie die Mischung mit einem Spachtel durch, bei größeren Mengen verwenden Sie einen elektrischen Mixer oder den Quirlaufsatz für die Bohrmaschine. Rühren Sie so lange, bis eine sämige Masse entstanden ist. Anschließend müssen Sie sofort mit der Verarbeitung beginnen. Um eingerührte Luft zu entfernen, klopfen sie das Gefäß mit der Abformung und dem Guss auf eine Tischplatte. Dadurch kann ein Teil der Luft entweichen.
Je weniger Luft in der Gipsmasse enthalten ist, umso besser wird das Ergebnis. Die Gipsstruktur wird fester und dichter.
Gips kann durch Zugabe von Pigmenten durchgefärbt werden, nach dem Aushärten ist ein Anstrich mit fast allen Farben möglich. Verwendet werden können zum Beispiel:
Wasserfarben werden vom Gips stark aufgesaugt, es entsteht ein Lasureffekt.
Acrylfarben decken und versiegeln die Oberflächenstruktur
Lacke, zum Beispiel Hochglanz- oder Zweischichtlacke (vorher muss die Oberfläche dafür grundiert werden!)
Ist das Material vollständig abgebunden, kann der Alabastergips weiterbearbeitet werden. Möglich ist Schleifen und Polieren, der Gips kann geritzt, graviert oder mit einer Drahtbürste strukturiert werden. Die Kanten können Sie mit einem scharfen Messer in Form bringen. Allerdings sollte dies erst nach dem vollständigen Austrocknen und Abkühlen gemacht werden. Mit frisch angerührtem Saufgips können kleine Fehler wie Risse oder Löcher am Abguss ausgebessert werden. Das sollte direkt nach der Entformung stattfinden. Allerdings muss die Reparaturstelle vorher stark durchnässt werden. Andernfalls wird der aufgebrachte Reparaturgips nach dem Trocknen wieder abfallen.
Gießmassen aus Kunstharz
Kunstharze, die auch Reaktionsharze genannt werden, können auf unterschiedliche Arten synthetisch hergestellt werden. Gibt man flüssigem Gießharz einen Härter zu, entsteht ein sehr festes Objekt. Die Erstarrung erfolgt hier durch eine chemische Reaktion, die sich nicht mehr rückgängig machen lässt. Diese sogenannte Vernetzungsreaktion kann durch Zugabe eines Härters, aber auch durch Wärme, Feuchtigkeit oder ultraviolette Strahlung angestoßen werden. Zu den bekannten Kunstharzen gehören zum Beispiel Harnstoff-Formaldehyd, aus dem Melaminoberflächen von Möbeln hergestellt werden (Resopal-Oberflächen) oder Epoxidharz, das im Bootsbau, aber auch im Holzbau (als Alleskleber) eingesetzt wird.
Werden Gießharze zur Herstellung von Objekten verwendet, sollte man bedenken, dass diese nicht immer gesundheitlich unbedenklich sind. Beim Verarbeiten werden häufig reizende oder sogar gesundheitsschädliche Stoffe frei, die bei der Verarbeitung besondere Sicherheitsmaßnahmen erfordern. Teilweise ist eine Abgabe erst an volljährige Personen erlaubt. Die Gefahrenhinweise auf der Verpackung sollten Sie unbedingt ernst nehmen und beachten.
Gefüllt oder ungefüllt?
Auf diese Begriffe stößt man im Zusammenhang mit Kunstharzen immer wieder. Von einem „gefüllten Harz“ spricht man, wenn dem Harz mineralische Zusätze wie Kreide, Quarzmehl oder auch Sand zugegeben werden. Diese Beimischungen verhindern, dass das Material beim Aushärten schrumpft. Dadurch, dass in gefülltem Gießharz weniger Harzanteil steckt, ist es oft kostengünstiger und brennt weniger leicht. Allerdings lassen sich gefüllte Harze nach dem Aushärten weniger gut mechanisch bearbeiten. Hat man ein ungefülltes Harz, kann ein Füllstoff einzeln zugekauft und hinzugegeben werden.
Polyurethanharz
Aus Polyurethan werden zum Beispiel Haushaltsschwämme, aber auch Klebstoffe hergestellt. Das Material kommt in Lacken und Beschichtungen vor. PU-Schaum wird im Baubereich als Montageschaum verwendet als Wärmedämmmaterial findet man es in Kühlschränken und Gebäuden. Auch Lycra- oder Elastanfasern, wie man sie aus der Textiltechnik kennt, bestehen aus Polyurethan.
Gießharz aus Polyurethan ist ein Zweikomponenten-Gießharz, das sich sehr gut gießen und füllen lässt. Es ist geruchsarm und wird je nach Produkt nach dem Aushärten entweder undurchsichtig (harte Polyurethan-Gießharze oder auch glasklar (elastische Polyurethan-Gießharze). Nach dem Anmischen der zwei Komponenten hat man für die Verarbeitung noch etwa 2 bis 4 Minuten Zeit, man spricht hier auch von der sogenannten „Topfzeit“. Die Aushärtung dauert ca. 20 Minuten, danach kann der Abguss entformt werden und ist bis 80 Grad Celsius temperaturbeständig.
Die optimale Temperatur für die Verarbeitung liegt zwischen 18 und 25 Grad.
Polyurethanharz und Wasser
PUR Harz enthält das reizende Monomer Isocyanat. Kommt dieses mit Wasser in Verbindung, dann beginnt es zu schäumen und dehnt sich aus.
Auf Grund seiner Eigenschaften gelten beim Erwerb von PUR Gießharz folgende Einschränkungen, bzw. Sicherheitsvorschriften:Die Abgabe darf nur an Personen über 18 Jahren erfolgen
Der Käufer muss eine Bestätigung erbringen, dass er das Material bestimmungsgemäß gebraucht.Die Gefahrenhinweise auf der Verpackung sollten unbedingt beachtet werden. Polyurethan-Gießharze sind entzündlich, umwelt- und gesundheitsschädlich. Seit 01.12.2010 gilt die MDI-Richtlinie zum Umgang mit Diphenylmethandiisocyanaten (MDI)
Die Reaktion entspricht der von Bauschaum, der aus der Kartusche gesprüht wird und weitgehend aus den gleichen Ausgangsstoffen besteht. Während das Aufschäumen beim Bauschaum erwünscht ist, führt es bei der Abformung zum Misslingen. Die Schaumbildung kann folgendermaßen verhindert werden:
Deshalb muss vor dem Einfüllen in eine Abformung aus Alginat (das Material setzt beim Abbinden Wasser frei!) unbedingt eine Trennschicht aufgebracht werden. Geeignet ist zum Beispiel ein Sprühlack. Wird dieser vollflächig und sehr sorgfältig aufgetragen, erreicht man sehr gute Ergebnisse.
Silikone als Gießmasse
Auch Silikon kann für die Herstellung eines Abgusses verwendet werden. Das Material wird hauptsächlich im Zusammenhang mit Penisabformungen verwendet, aber auch im Bereich der Spezial-Effekte zur Herstellung realistisch wirkender Körperteile. In der Medizin wendet man Silikon zur Herstellung realistischer Körperprothesen für Finger oder Hände an. Damit der Abguss in einer Alginatabformung gelingt und die Oberfläche des Silikonguss fehlerfrei wird, sollte die Abformung wie bei der Verwendung von PUR-Gießharz mit Sprühlack als Trennschicht behandelt werden.
Wachs, Seife und Schokolade
Zum Teil können auch diese Materialien als Gießmasse für Alginatabformungen eingesetzt werden. Entscheidend ist hier der Schmelzpunkt. Alginat ist bis zu einer Temperatur von etwa 60 Grad hitzebeständig.
Bei Schokolade liegt der Schmelzpunkt je nach Zusammensetzung zwischen 30 und 36 Grad Celsius. Entscheidend ist der Anteil an Kakaobutter. Je mehr davon die Schokolade enthält, umso schneller schmilzt sie. Da Alginat frei von chemischen Zusatzstoffen und gesundheitlich völlig unbedenklich ist, kann ein Abguss der Abformung aus Schokolade ohne Probleme verzehrt werden.
Möchte man die Abformung mit Wachs ausgießen, eignen sich Paraffinwachse, deren Schmelzpunkt bei 50 bis 60 Grad liegt. Stearin oder gar Bienenwachs sind wegen des deutlich höheren Schmelzpunktes nicht geeignet, die Abformung würde zerstört werden.
Auch Gießseifen sind geeignet, um Alginatabformungen auszugießen. Der Siedepunkt liegt bei circa 60 Grad Celsius. Die Grundmischung kann mit ätherischen Ölen oder Seifenfarben gestaltet werden.
Da man sowohl bei Wachs als auch bei Seife oder Schokolade selten 100% verbindliche Aussagen zum Schmelzpunkt erhält, können Sie um auf Nummer sicher zu gehen eine kleine Probeabformung (zum Beispiel die eines Fingers) nutzen und einen ersten Test durchführen. Für eine schöne Oberflächenausbildung ist auch hier wichtig, dass die Alginatabformung beim Einfüllen des Gießmaterials möglichst trocken ist. Will man aus einer Abformung mehrere identische Abgüsse herstellen, sollten Silikonabformungen verwendet werden.