Inhaltsverzeichnis:
- Was ist Alginat
- Der Rohstoff aus dem Meer
- Alginat in der Kosmetik
- Alginat in der Medizin
- Alginat in der Kunst
- Alginat in der Küche
- Alginat als Abformmasse
- Alginat im Vergleich
- Alginatabformungen
- Von der Abformung zur Skulptur
- Gießmassen
- Vorbereitung der Abformung
- Die Entformung
- Die Bearbeitung des fertigen Gießlings
- Abformung Schritt für Schritt
- Abformung von Reliefs
- Abformung von Gegenständen
- Körperabformungen
- Handabformungen
- Fußabformungen
- Gesichtsabformungen
- Kopfabformungen
- Torsoabformungen
- Genitalabformungen
- Wohin mit den Resten?
Torsoabformungen
Der Torso wird in der Regel als Relief abgeformt, theoretisch kann auch eine komplette Skulptur nach dem Prinzip der Kopfabformung hergestellt werden. Die Arbeitsschritte für die Torso-Abformung bleiben gleich, egal ob man den ganzen Oberkörper (vorne oder hinten) oder nur Teilbereiche (Brust, Bauch, Po, Intimzone der Frau) abformt. Lediglich eine Penisabformung wird nach einer anderen Methode hergestellt (Kapitel 6.3.6).
Da eine Reliefabformung des kompletten Oberkörpers anspruchsvoll und materialaufwendig ist, sollten Sie auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Üben Sie vorher an kleineren Abformungen und lernen Sie das Alginat und seine Eigenschaften gut kennen. Sie sollten unbedingt zu zweit sein und vor Beginn der Abformung alle Arbeitsschritte durchsprechen. Die Zeit, die für die Abformung zur Verfügung steht ist kurz, selbst wenn Sie durch eine niedrige Wassertemperatur und den Einsatz von Verzögerer die Abbindezeit des Alginats verlängern können.
Was brauche ich an Material?
- Alginatpulver
- Wasser
- Plastikgefäß
- Schüssel zum Anrühren und Rührgerat
- Schutzfolie oder Wachstischdecke für den Arbeitsbereich
- Latexhandschuhe
Die richtige Mischung
Das Material wird so fett angerührt, dass ein zäher Alginatbrei entsteht, der nicht vom Körper herunterläuft. Das Mischungsverhältnis Wasser zu Alginat sollte mindestens 2:1 betragen.
Die Mengenermittlung
Wie viel Alginat für ein Torsorelief benötigt wird, ist von der Statur des Modells abhängig und davon, ob eine komplette Torsoseite oder nur ein Teilbereich abgeformt werden soll. Als Richtwert kann man folgende Mengenangaben ansetzen:
- Intimabformung ca. 250 Gramm Alginat (Frau)
ca. 250 bis 400 Gramm Alginat (Mann, abhängig von gewählter Abformung) - Po/ Brust 500 bis 750 Gramm Alginat
- Torso 1.000 bis 1.500 Gramm Alginat
- Babybauch 1.500 bis 2.000 Gramm Alginat
Die Vorbereitung von Arbeitsplatz und Modell
Decken Sie den Arbeitsbereich mit einer Wachstischdecke oder stabiler Malerfolie großflächig ab. Ihr Modell sollte vorher noch einmal auf die Toilette gehen. Wichtig ist bei einer Körperabformung, dass sich das Modell frühzeitig auszieht. Denn alle Abdrücke auf der Haut – zum Beispiel von Gummis, dem Hosenbund oder dem Träger des BH´s – sind später auch auf der Abformung sichtbar.
Ihr Modell sollte sich für die Abformung in einer möglichst bequemen und entspannten Position befinden. Für die Abformung der Front hat sich entweder die Rückenlage oder der Stand mit der Möglichkeit zum Anlehnen bewährt. So kann sich das Modell zum Beispiel mit dem Po an die Tischkante lehnen; auch ein schräg an die Wand gestelltes Brett eignet sich. Wählen Sie die Rückenlage sollten Sie bedenken, dass die Brüste bei Frauen flach werden und nach außen kippen. Klären Sie vorher, ob Sie diesen Effekt wünschen – falls nicht, muss das Modell stehen.
Rühren Sie den Alginatbrei an. Dazu füllen Sie das abgemessene Wasser in einen ausreichend großen Plastikbehälter und geben die entsprechende Menge Alginat zu. Rühren Sie schnell und solange, bis eine homogene Masse entstanden ist. Kleinere Klümpchen sind unproblematisch, größere Verklumpungen sollten Sie jedoch vermeiden.
Die Abformung
Ist der Alginatbrei angerührt, muss es schnell gehen. Tragen Sie die Alginatmasse mit den Händen auf das Körperareal auf, das abgeformt werden soll. Bei aller gebotenen Schnelligkeit müssen Sie vor allem darauf achten, dass Sie die Masse gut auf der Haut verstreichen. Luftblasen zwischen Alginatmasse und Haut spiegeln sich später im Abguss wieder.
Wenn die Alginatschicht abgebunden hat, dann beginnen Sie, die Gipsverstärkung aufzubringen. Dieser Vorgang muss sehr sorgfältig durchgeführt werden. Fällt die Alginatabformung in sich zusammen, lässt sie sich nicht wieder faltenfrei ausbreiten.
Für die Gipsverstärkung streichen Sie gewässerte und zurecht geschnittene Gipsbinden auf der Alginatabformung aus. Achten Sie darauf, dass sich die einzelnen Bindenstücke überlappen und bedecken Sie das Alginat komplett. Um die Kanten zu stabilisieren, werden die Gipsbinden etwa einen Zentimeter um den Rand herum gelegt. Auf die gleiche Art und Weise arbeiten Sie mindestens zwei, besser drei weitere Schichten auf die Abformung auf.
Die Entformung
Lassen Sie die Gipsstützform etwa 10 Minuten aushärten. Nun kann die Reliefform vorsichtig vom Körper des Modells abgenommen werden. Wenn sich das Modell vorsichtig dehnt und den Bauch nach innen zieht, kann es den Ablösevorgang unterstützen. Denken Sie beim Ablösen immer daran, dass Alginat und Gipsverstärkung nicht miteinander verklebt sind!
Abformungen vom Babybauch
Ein beliebtes Modell von Körperabformungen sind Babybäuche. Die Technik ist im Grunde genommen die gleiche wie bei den anderen Torso-Abformungen auch. Zu beachten ist lediglich, dass man größere Mengen benötigt. Um die Vorderseite einer schwangeren Frau abzuformen, sind etwa 2.000 Gramm Alginat nötig.
Achten Sie auch darauf, dass Schwangere aufgrund der besonderen Situation leicht mit körperlichem Unwohlsein reagieren können. Für die Abformung muss das Modell etwa 20 bis 30 Minuten in einer Position verharren.
Deshalb ist es wichtig, dass das Modell so bequem und entspannt wie möglich steht. So kann sich die Frau zum Beispiel mit dem Po auf eine Tischkante setzen und sich mit den Händen seitlich abstützen.
Auch im Liegen sind Abformungen möglich, allerdings sollte man bedenken, dass der Babybauch dann sehr „breit“ wird und schwangere Frauen oft nicht gut auf dem Rücken liegen können.
Da sich in der Alginatabformung auch Abdrücke auf der Haut zum Beispiel von einschnürender Kleidung abzeichnen, ist es wichtig, schon einige Zeit vor Beginn der Abformung keine enge Kleidung zu tragen.
Je schwangerer eine Frau, umso eindrucksvoller wird die Abformung. Als optimal gilt der Zeitpunkt etwa drei Wochen vor dem Geburtstermin.
Für die Abformung gibt es verschiedene Varianten: so kann der Bauch samt Brust abgeformt werden; alternativ kann die Abformung auch von den Oberschenkeln bis zu den Schultern reichen, selbst die Arme können noch mit angedeutet werden. Ebenso möglich ist es, für die Abformung einen Arm vor die Brust zu nehmen und so die Brustwarzen zu verdecken.
Der Abguss
Wenn die Abformung samt Gipsverstärkung abgelöst ist, legen Sie sie auf den Tisch und überprüfen Sie, ob Luftblasen, Risse oder Löcher zu sehen sind. Auch eventuelle Krümel müssen entfernt werden, zum Beispiel mit einem Stück Küchenrolle. Mit Melkfett oder Vaseline können Sie Löcher verschließen, Risse lassen sich je nach Lage einfach zusammendrücken oder können von außen an der Gipsseite zusammengezogen werden. Diese Maßnahmen betreffen nur extreme Fehler. Die Feinarbeit kann später am Abguss erledigt werden. Bei einer Torsorelief-Abformung oder einer Teilabformung gießt man das Negativ nicht aus, sondern streicht es vielmehr mit der gewählten Gießmasse aus.
- Im ersten Schritt rühren Sie die Gießmasse an, das sollte portionsweise erfolgen.
- Sie sollten das verwendete Material kennen und wissen, wie es sich verarbeiten lässt und wie schnell es abbindet, also testen Sie vorher das Verhalten mit einer kleinen Menge.
- Mit einem Flachpinsel streichen Sie die Gießmasse in die Abformung. Die erste Schicht ist die allerwichtigste, denn sie bestimmt die spätere Oberfläche des Reliefs. Streichen Sie die Masse dünn und sorgfältig auf. Achten Sie darauf, dass sie in alle Vertiefungen der Abformung hineinfließt und das über die ganze Fläche hinweg.
- Die zweite Schicht wird ebenfalls noch dünn aufgetragen. Wichtig ist, dass Sie nass in nass arbeiten, damit sich die Gießmasse gut verbindet. In die vorletzte Schicht kann eine zusätzliche Verstärkung eingearbeitet werden, die das Relief stabilisiert. Dazu können Sie Gewebestreifen in die noch nasse Schicht einlegen und mit dem Pinsel hineindrücken.
- Über die Verstärkung kommt dann noch eine letzte Schicht Gießmasse, die die endgültige innere Oberfläche bildet.
- Lassen Sie die Gießmasse gründlich aushärten, bevor Sie sie umdrehen und aus der Form nehmen.
Und nun? Vorschläge für die Reliefgestaltung
Wenn Sie ein Torso- oder auch ein Gesichtsrelief hergestellt haben, gibt es verschiedene Möglichkeiten, diesem einen gestalterischen Rahmen zu geben. Wollen Sie das Objekt an die Wand hängen, können Sie es mit Acrylspachtelmasse auf einen Keilrahmen kleben, der mit einer Leinwand bezogen ist. Acrylspachtelmasse eignet sich ebenso dazu, Halter oder Stangen am Relief zu fixieren, mit denen es frei im Raum stehen kann.
Bei der Farbgestaltung sind die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt. Sie können den Abguss nachbearbeiten und in der Farbe der Abgussmasse lassen, andere Möglichkeiten sind die unterschiedlichsten Farbgestaltungen, die durch verschiedene Lacke und Farben erzielt werden können. Die Möglichkeiten sind in Kapitel 5.4 beschrieben.